und hier Neues aus Kalle´s Pflegestelle, mit dem gewohnt trockenen Humor und der original "Berliner Schnauze" . Ich finds herrlich
09.09.2019
Der
Tag fing schon blöd an…..
Kalle
hat morgens etwas Schleim gespuckt und ich dachte schon,
hoffentlich
passiert nichts Schlimmeres. Wir haben dann unsere morgendliche
Waldrunde gemacht und der Kleine hat wie immer sein Frühstück
genossen – er steht auf sein hypoallergenes Futter – mir
erschließt es sich nicht, wie man so viel Spaß an immer dem
gleichen Futter haben kann, aber um so besser.
Zwei Stunden später
hat Kalle mir dann sein Frühstück vor die Füße gespuckt. Wir sind
dann wieder in den Wald gegangen und kurz nach seinem Abendessen,
um
18.00 Uhr, hatte er dann wieder einen epileptischen Anfall, dem
noch
2 weitere Anfälle innerhalb von 5 Minuten folgten.
3 Anfälle in so
kurzer Zeit – ich hatte wie immer große Angst um ihn, aber gut
ist, dass er sich während der Anfälle super von mir körperlich
begrenzen lässt und mittlerweile ein großes Vertrauen zu mir
aufgebaut hat. Also wieder für 48 Stunden alle 8 Stunden das
Notfallmittel geben und viiieeeeelll kuscheln. Noch immer
verändern
wir häufig die Medikation und werden auch nicht aufgeben – der
Spiegel in seinem Blut wird natürlich regelmäßig kontrolliert –
leider ist die richtige Einstellung bei Epilepsie sehr schwierig,
aber einfach kann ja jeder.
Ohhhhh,
ist der niedlich!
So
oder so ähnlich klingt es, wenn wir Frauen begegnen. Mit
quietschender, leicht hysterischer und lauter Stimme und oft auch
ausgebreiteten Armen wird Kalle von vielen Frauen begrüßt – keine
Ahnung was mit meiner Gattung da los ist.
Erwachsene Frauen sagen
so
was wie „Oh der sieht ja aus wie‘n Bärchen“ oder „Oh ist der
süß – nur zum knuddeln“ oder „Der sieht ja aus wie‘n
Plüschtier“, aber es gibt ja noch Steigerungen. Eine erwachsene
Frau stand vor mir und schrie quietschend „Ohhh, der sieht ja aus
wie‘n Baby“ - meine Antwort: „Gute Frau, was ist denn mit Ihnen
nicht in Ordnung. Also würde ich schwanger sein, in ein
Krankenhaus
kommen und nach meiner Entbindung würde mir jemand so was wie
Kalle
auf den Bauch legen würde ich sagen, dass sie das gerne behalten
können und dann würde ich gehen.“
Irgendwie fehlt mir ein Gen,
was bei manchen Frauen beim Anblick einer Bulldogge solch ein
Verhalten auslöst. Wenn wir im Wald andere Menschen mit englischen
Bulli‘s sehen, kommen diese sofort auf uns zu und es wird wild
über
die Rasse drauf losgeplaudert – leider bin ich ja dort eher die
falsche Ansprechpartnerin, denn ich kann noch immer nicht
nachvollziehen, dass von den meisten Besitzern die
gesundheitlichen
Probleme der Rasse einfach kleingeredet und billigend in Kauf
genommen werden – egal wie sehr die Hunde leiden.
Kalle hat ja
wirklich alle bei Bulli‘s häufig auftretenden Probleme, aber er
kann super atmen und hechelt und röchelt selbst bei warmen
Temperaturen nicht. Eine komische Welt, in der ich hier gerade
freudig schreibe, dass dieser Hund atmen kann, wo das doch eine
Selbstverständlichkeit sein sollte. Begrüßungen mit Männer laufen
hingegen einfach ab: „Cooler Köter“ „Ey, Bulliś find ick
geil“ - das warś dann.
16.09.2019
Tierarztbesuche sind doof
Heute
waren wir morgens 2 Stunden spazieren und dann in einem netten
Gartenlokal noch was Essen. Kalle wird dort immer ruhiger und
entspannter, obwohl er irgendwo rumliegen, außer es handelt sich
um
seine Lieblingsecke auf seiner Couch, nicht wirklich super findet.
Er
steht noch ab und zu auf, hampelt etwas rum und gibt mir zu
verstehen, dass ihm langweilig ist – verstehe ich, aber kleine
Bulldoggen können ganz sicher lernen das mal auszuhalten.
Aber
zurück zum Tierarzt, Kalle hat in den letzten 5 Wochen ganze 2
kg abgenommen und
richtig ordentlich Muskeln aufgebaut – wir machen
physiotherapeutische Übungen und er hat riesigen Spaß dabei.
Generell lernt Kalle recht schnell und auch sehr gerne, wenn
sein
Mensch ihn dann ordentlich lobt, ein Leckerchen in die komische
Schnauze steckt und immer
sehr konsequent, aber auch geduldig und liebevoll mit ihm
umgeht.
Kalle musste dann auf den Tierarzttisch, seine Ohrenentzündung
ist
vollständig abgeheilt, seine Haut sieht viel besser aus und wir
müssen nur noch alle 10 Tage in die Badewanne – also der Kalle –
ich mache das öfters. Ab dem 23.09.19 werden wir versuchen das
„Apoquel“ runter zu dosieren und hoffen, dass wir erfolgreich
sind. Dann wurde Kalle noch geimpft, da sein Gesundheitszustand
dies
nun endlich zulässt, wobei wir die Tollwut erst 2 Wochen später
impfen um seinen Körper nicht so stark
zu belasten.
Leider
hat der ehemalige Besitzer von Kalle "vergessen", die vertraglich
zugesicherten
Impfkosten
sowie die ohnehin schon niedrige Aufnahmegebühr von 150 Euro zu bezahlen.
Er
wollte einen monatlichen Betrag zur Unterstützung der
Vereinsarbeit
überweisen, was bisher nicht erfolgte. Gerade
bei einem Hund, der so viel Kosten verursacht und so
pflegeintensiv
ist, finde ich das ... wohlwollend ausgedrückt: nicht fair. Was glauben solche
Menschen eigentlich, wie viele Menschen solch einen Hund
aufnehmen
und wie die durch Spenden
finanzierten Vereine das leisten sollen – aber diese Gedanken
werden sie sich wohl gar nicht machen – das Problem des schwer
kranken 300,00 Euro
EBAY-Hundes Kalle
war ja am 17.08.2019
zumindest für seinen
Besitzer Nr. 3 gelöst.
20.09.2019
Nicht schon wieder.....
Ich
zog mir morgens um 09.00 Uhr gerade die Jacke an, um dann mit
Kalle
in den Wald zu gehen, als der Kleine plötzlich neben mir umfiel.
Er
hatte einen sehr leichten Anfall und kam auch relativ schnell
wieder
zu sich. Meine Hoffnung währte nicht lange, dass es bei einem Anfall
bleibt, und nach 10 Minuten folgte dann ein weiterer
etwas stärkerer Anfall – Frau braucht in diesen Momenten immer
sehr viel Ruhe und gute Nerven,
aber nach einiger Zeit hatte er
sich
wieder erholt und wir machten erst mal einen schönen Spaziergang.
Wieder Änderung der Medikation und Dosis und nun mal Abwarten und
Hoffen. Der Kleine kann wirklich ein Schatz sein, denn er wird
immer
fröhlicher und zeigt, dass er viel Freude am Leben hat.
Er
versteht
sich mit allen Menschen und Hunden, ist super kooperativ bei
unseren
vielen Tierarztbesuchen und er lernt so gerne und hat dabei so
viel
Spaß – und wer einen schmusigen Hund sucht, hat ihn in Kalle
gefunden. Er ist unheimlich verkuschelt und genießt die Nähe zum
Menschen sehr – und wenn ich ihn ärgern will, dann nenne ich ihn
„Babybär“. Ich habe den Kleinen schon sehr lieb gewonnen und bin
mir sicher, dass er auch jemanden, der das hier liest, um seine
kleine, dicke Pfote wickeln kann – ganz bestimmt, er braucht nur
die Chance dazu!
23.09.2019
Boxer Aris wird unser Untermieter
Kalle
hat im Wald einen sehr netten Boxerkumpel namens Aris. Da das
Herrchen erkrankt ist und stationär behandelt werden muss, wohnt
Aris vorerst bei uns. Die Zwei verstehen sich super und ergänzen
sich ganz prima – Männerfreundschaft. Wo kann ich mich eigentlich
bezüglich der Schnauzenlängen der Beiden beschweren? Ich schlafe
nachts zwischen den zwei Schnarchnasen und es ist laut – sehr laut
– zu laut für meinen Geschmack.
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