Donnerstag, 26. September 2019

und hier Neues aus Kalle´s Pflegestelle, mit dem gewohnt trockenen Humor und der original "Berliner Schnauze" . Ich finds herrlich
 

09.09.2019 Der Tag fing schon blöd an…..


Kalle hat morgens etwas Schleim gespuckt und ich dachte schon, hoffentlich passiert nichts Schlimmeres. Wir haben dann unsere morgendliche Waldrunde gemacht und der Kleine hat wie immer sein Frühstück genossen – er steht auf sein hypoallergenes Futter – mir erschließt es sich nicht, wie man so viel Spaß an immer dem gleichen Futter haben kann, aber um so besser. 

Zwei Stunden später hat Kalle mir dann sein Frühstück vor die Füße gespuckt. Wir sind dann wieder in den Wald gegangen und kurz nach seinem Abendessen, um 18.00 Uhr, hatte er dann wieder einen epileptischen Anfall, dem noch 2 weitere Anfälle innerhalb von 5 Minuten folgten.

3 Anfälle in so kurzer Zeit – ich hatte wie immer große Angst um ihn, aber gut ist, dass er sich während der Anfälle super von mir körperlich begrenzen lässt und mittlerweile ein großes Vertrauen zu mir aufgebaut hat. Also wieder für 48 Stunden alle 8 Stunden das Notfallmittel geben und viiieeeeelll kuscheln. Noch immer verändern wir häufig die Medikation und werden auch nicht aufgeben – der Spiegel in seinem Blut wird natürlich regelmäßig kontrolliert – leider ist die richtige Einstellung bei Epilepsie sehr schwierig, aber einfach kann ja jeder. 



Ohhhhh, ist der niedlich!

So oder so ähnlich klingt es, wenn wir Frauen begegnen. Mit quietschender, leicht hysterischer und lauter Stimme und oft auch ausgebreiteten Armen wird Kalle von vielen Frauen begrüßt – keine Ahnung was mit meiner Gattung da los ist.

 Erwachsene Frauen sagen so was wie „Oh der sieht ja aus wie‘n Bärchen“ oder „Oh ist der süß – nur zum knuddeln“ oder „Der sieht ja aus wie‘n Plüschtier“, aber es gibt ja noch Steigerungen. Eine erwachsene Frau stand vor mir und schrie quietschend „Ohhh, der sieht ja aus wie‘n Baby“ - meine Antwort: „Gute Frau, was ist denn mit Ihnen nicht in Ordnung. Also würde ich schwanger sein, in ein Krankenhaus kommen und nach meiner Entbindung würde mir jemand so was wie Kalle auf den Bauch legen würde ich sagen, dass sie das gerne behalten können und dann würde ich gehen.“ 

Irgendwie fehlt mir ein Gen, was bei manchen Frauen beim Anblick einer Bulldogge solch ein Verhalten auslöst. Wenn wir im Wald andere Menschen mit englischen Bulli‘s sehen, kommen diese sofort auf uns zu und es wird wild über die Rasse drauf losgeplaudert – leider bin ich ja dort eher die falsche Ansprechpartnerin, denn ich kann noch immer nicht nachvollziehen, dass von den meisten Besitzern die gesundheitlichen Probleme der Rasse einfach kleingeredet und billigend in Kauf genommen werden – egal wie sehr die Hunde leiden. 

Kalle hat ja wirklich alle bei Bulli‘s häufig auftretenden Probleme, aber er kann super atmen und hechelt und röchelt selbst bei warmen Temperaturen nicht. Eine komische Welt, in der ich hier gerade freudig schreibe, dass dieser Hund atmen kann, wo das doch eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Begrüßungen mit Männer laufen hingegen einfach ab: „Cooler Köter“ „Ey, Bulliś find ick geil“ - das warś dann.

16.09.2019 Tierarztbesuche sind doof


Heute waren wir morgens 2 Stunden spazieren und dann in einem netten Gartenlokal noch was Essen. Kalle wird dort immer ruhiger und entspannter, obwohl er irgendwo rumliegen, außer es handelt sich um seine Lieblingsecke auf seiner Couch, nicht wirklich super findet. Er steht noch ab und zu auf, hampelt etwas rum und gibt mir zu verstehen, dass ihm langweilig ist – verstehe ich, aber kleine Bulldoggen können ganz sicher lernen das mal auszuhalten.

 Aber zurück zum Tierarzt, Kalle hat in den letzten 5 Wochen ganze 2 kg abgenommen und richtig ordentlich Muskeln aufgebaut – wir machen physiotherapeutische Übungen und er hat riesigen Spaß dabei. Generell lernt Kalle recht schnell und auch sehr gerne, wenn sein Mensch ihn dann ordentlich lobt, ein Leckerchen in die komische Schnauze steckt und immer sehr konsequent, aber auch geduldig und liebevoll mit ihm umgeht. 

Kalle musste dann auf den Tierarzttisch, seine Ohrenentzündung ist vollständig abgeheilt, seine Haut sieht viel besser aus und wir müssen nur noch alle 10 Tage in die Badewanne – also der Kalle – ich mache das öfters. Ab dem 23.09.19 werden wir versuchen das „Apoquel“ runter zu dosieren und hoffen, dass wir erfolgreich sind. Dann wurde Kalle noch geimpft, da sein Gesundheitszustand dies nun endlich zulässt, wobei wir die Tollwut erst 2 Wochen später impfen um seinen Körper nicht so stark zu belasten. 
 
Leider hat der ehemalige Besitzer von Kalle "vergessen", die vertraglich zugesicherten Impfkosten 
sowie die ohnehin schon niedrige Aufnahmegebühr von 150 Euro zu bezahlen. 
Er wollte einen monatlichen Betrag zur Unterstützung der Vereinsarbeit überweisen, was bisher nicht erfolgte. Gerade bei einem Hund, der so viel Kosten verursacht und so pflegeintensiv ist, finde ich das ... wohlwollend ausgedrückt: nicht fair.   Was glauben solche Menschen eigentlich, wie viele Menschen solch einen Hund aufnehmen und wie die durch Spenden finanzierten Vereine das leisten sollen – aber diese Gedanken werden sie sich wohl gar nicht machen – das Problem des schwer kranken 300,00 Euro EBAY-Hundes Kalle war ja am 17.08.2019 zumindest für seinen Besitzer Nr. 3 gelöst.


20.09.2019 Nicht schon wieder.....


Ich zog mir morgens um 09.00 Uhr gerade die Jacke an, um dann mit Kalle in den Wald zu gehen, als der Kleine plötzlich neben mir umfiel. Er hatte einen sehr leichten Anfall und kam auch relativ schnell wieder zu sich. Meine Hoffnung währte nicht lange, dass es bei einem Anfall bleibt, und nach 10 Minuten folgte dann ein weiterer etwas stärkerer Anfall – Frau braucht in diesen Momenten immer sehr viel Ruhe und gute Nerven, 
aber nach einiger Zeit hatte er sich wieder erholt und wir machten erst mal einen schönen Spaziergang. Wieder Änderung der Medikation und Dosis und nun mal Abwarten und Hoffen. Der Kleine kann wirklich ein Schatz sein, denn er wird immer fröhlicher und zeigt, dass er viel Freude am Leben hat. 

Er versteht sich mit allen Menschen und Hunden, ist super kooperativ bei unseren vielen Tierarztbesuchen und er lernt so gerne und hat dabei so viel Spaß – und wer einen schmusigen Hund sucht, hat ihn in Kalle gefunden. Er ist unheimlich verkuschelt und genießt die Nähe zum Menschen sehr – und wenn ich ihn ärgern will, dann nenne ich ihn „Babybär“. Ich habe den Kleinen schon sehr lieb gewonnen und bin mir sicher, dass er auch jemanden, der das hier liest, um seine kleine, dicke Pfote wickeln kann – ganz bestimmt, er braucht nur die Chance dazu!

23.09.2019 Boxer Aris wird unser Untermieter


Kalle hat im Wald einen sehr netten Boxerkumpel namens Aris. Da das Herrchen erkrankt ist und stationär behandelt werden muss, wohnt Aris vorerst bei uns. Die Zwei verstehen sich super und ergänzen sich ganz prima – Männerfreundschaft. Wo kann ich mich eigentlich bezüglich der Schnauzenlängen der Beiden beschweren? Ich schlafe nachts zwischen den zwei Schnarchnasen und es ist laut – sehr laut – zu laut für meinen Geschmack.


Mittwoch, 25. September 2019

Kalle hat einen Kumpel bekommen. Aris´s Herrchen ist erkrankt und weiß nicht, wann/ob er Aris wieder gerecht werden kann.  Vorläufig bleibt er deshalb Kalle´s Mitbewohner.




Freitag, 6. September 2019

Kalle sucht bei Freunden der Bulldoggen mit großem Herz ein neues Zuhause!



Kalle ist eine Englische Bulldogge, geb. 29.05.2018, wiegt 23 kg und hat eine Schulterhöhe von ca. 42 cm
Kalle ist draußen bei Spaziergängen ein freundlicher und aufgeschlossener Rüde, der sich mit Menschen, Kindern, Rüden, Hündinnen, Pferden und Schafen sehr gut versteht. 
Wenn er von Hunden angepöbelt wird, geht er weg und zeigt keinerlei Aggression. Kalle ist im Freilauf sehr gut abrufbar, leinenführig, fährt sehr gerne Auto und kennt mittlerweile auch schon einige Grundkommandos. 

Er geht 2 x täglich mit mir 2-3 Stunden im Wald spazieren, was er fröhlich meistert. Die Spaziergänge müssen natürlich seinem Tempo angepasst werden und sollten wegen seiner neurologisch bedingten schlürfenden Pfoten größtenteils auf Waldboden erfolgen. 

Kalle ist unglaublich verschmust und verkuschelt und will immer nah bei seinen Menschen sein. Zur Zeit kann Kalle noch nicht alleine bleiben - er hat große Verlustangst - was täglich viele Male geübt wird und auch ein Boxentraining erfolgt in noch kleinen, sich langsam steigernden Zeiteinheiten. 

Wenn man draußen längere Zeit an einem Ort ist, belästigt Kalle Hunde sehr aufdringlich, was aber täglich besser wird - während der Spaziergänge, solange man läuft, zeigt er dieses Verhalten nicht.

 Zuhause hat er noch manchmal ein recht distanzloses und aufdringliches Verhalten – er leckt einem den Körper ab und/oder rammelt – wir hatten in unserer Anfangszeit lange Auseinandersetzungen, was aber schon sehr viel weniger und auch nicht mehr so lange andauernd vorkommt. 

Scheinbar hat ihm noch nie jemand konsequent Grenzen aufgezeigt und sich mit ihm wirklich beschäftigt. Dieses Verhalten – rammeln, kauen, schnappen – zeigt Kalle vor allem wenn er Stress hat und/oder er etwas verboten bekommt.

Kalle ist wirklich ein ganz toller Hund, der jeden Menschen und jeden Hund auf seinen Spaziergängen freudig begrüßt und in kurzer Zeit eine sehr liebevolle Bindung zu seinem Pflegefrauchen aufgebaut hat. Er hat so sehr endlich mal ein eigenes und lebenslanges Zuhause verdient. Bereits 3 x wurde der Süße über EBAY verkauft und lebt zur Zeit als Pflegehund in Berlin - ursprünglich kam er aus Ungarn über einen Großhändler für lebende Tiere nach Deutschland.

Zu Kalles Gesundheitszustand:

Kalle ist Allergiker und muss weiterhin hypoallergenes Futter bekommen und derzeit ist leider noch nicht bekannt, ob er weitere Allergien hat, da er noch das Medikament „Apoquel“ erhält, was nun langsam und in kleinen Schritten ausgeschlichen wird.

Kalle ist Epileptiker mit Anfallsserien und derzeit erfolgt durch eine Neurologin die Einstellung mit dem Medikament „Phenoleptil“.

Kalle muss zur Zeit noch 1 x wöchentlich gebadet werden um den Befall seiner Haut mit Enterokokken (Darmbakterien) zu behandeln.

Kalle hat beidseitig eine extreme HD mit Luxation beider Hüftgelenke und keine ausgebildeten Pfannen. Er hat beidseitig im Knie eine Patellaluxation (Grad 1+2) und auch keinen Patellasehnenreflex. 

 Kalle hat Keilwirbel/Fusion der Brustwirbelkörper BW 11/12. In seiner Halswirbelsäule stehen die HW 5/6 sehr eng. Kalle schlürft beim Laufen mit den Pfoten und schleift sich dabei die Krallen ab, was durch die Defekte seiner Wirbelsäule erklärbar ist.

Da Kalle zur Zeit keine Schmerzen hat, rät ein Chirurg derzeit von einer OP ab. Sollte er Schmerzen im Hüftbereich bekommen, wird zu einer Femurkopfhalsresektion geraten. Die OP kann gleichzeitig an beiden Seiten durchgeführt werden und kostet je nach Arzt ca. 1500,00 Euro und eine physiotherapeutische Betreuung nach der OP ist notwendig.

Interessenten melden sich bitte bei

Hortus Animalis e.V. unter 0175 9057538 oder per mail imansbestfriend@t-online.de


02.09.2019 Kalle und der Ärztemarathon


Montag früh 5.37 Uhr – der kleine Mann sitzt vor der Wohnungstür und möchte raus – ich beeilte mich und dann begann der Tag mit Durchfall – jetzt war ich wach. 

Vielleicht hat Kalle meine Aufregung gespürt, die mich das ganze Wochenende begleitete, denn ich hatte wirklich Angst vor dem Termin in der chirurgischen Kleintierpraxis. Wir waren dann eine schöne Runde im Wald spazieren und dann auf nach Spandau – einmal quer durch die Stadt. 

Wir wurden von Herrn Dr. med. vet. Köhle freundlich begrüßt und ich sagte ihm, dass ich persönlich noch nie so eine schlimme Hüfte gesehen habe – er antwortete: „Ich schon, haben die Bulldoggen häufig.“ 
Kalle wurde gründlich untersucht und hier nun des Ergebnis seiner Untersuchung im Orginal:


steht hinten bds. Hglm sehr steil, schnackelt mit den Tarsalgelenken nach vorne durch, bds. Knie Patellaluxation nach medial, links Grad 1, rechts Grad 2, nicht schmerzhaft bei Untersuchung, bds Hüftgelenke weit streckbar und nicht schmerzhaft, macht hier mehrfach Männchen, bds. Vglm. Frei beweglich nicht schmerzhaft, Korrekturreaktion prompt, bds. Patellasehnenreflex ausgefallen, Druckdolenz im Bereich der BWS und HWS, HWS, evtl HW 5/6 etwas enger, Keilwirbel/Fusion der Wirbelkörper BW 11/12, Hüftgelenke bds. extreme HD mit Luxation beider Hüftgelenke, eine Pfanne ist bds. Nicht ausgebildet.
Einschätzung  Dr. Köhles : Da der Hund zur Zeit der Untersuchung keine Schmerzen zeigt, würde ich zur Zeit noch nichts machen. Wenn eine OP nötig wird, würde ich zZ zur Femurkopfhalsresektion raten, wenn der Hund im Hüftgelenk schmerzhaft wird.

Auf meine Nachfrage bekam ich noch den Hinweis, dass die OP auf beiden Seiten gleichzeitig erfolgen kann und je nach Chirurg um die 1500,00 Euro kosten wird.

Ich wurde noch trauriger für ihn – der arme kleine Kerl, das jetzt auch noch, zusätzlich zu seinen Allergien und der Epilepsie – aber die Menschen finden die Bulli‘s ja so niedlich !  erstaunlich nur, dass jeder Bulldoggenbesitzer, mit dem ich in den letzten 2 ½ Wochen gesprochen habe, Ähnliches in Bezug auf Krankheiten zu berichten hat. 

Wir sind dann nach Hause gefahren und haben erst mal eine Stunde auf der Couch gekuschelt – ein Glück, dass Hunde im Moment leben und er nicht weiß, wie es um ihn steht – Kuscheln tat uns gut. 

Dann wieder eine schönen Waldspaziergang gemacht – auf Asphalt laufen wäre für Kalle nicht so gut, da er mit allen 4 Pfoten schlürft und sich die Krallen abschleift – und dann ging es mal wieder zu seiner Neurologin. 

Nach einem freundlichen „Na Kalle, da biste ja wieder“ im Wartezimmer waren wir dran und ich bekam das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung seiner Hautprobe mitgeteilt. 

Wie es möglich ist, dass ein Hund übersät mit Enterokokken (Darmbakterien) ist, wird wohl das Geheimnis, welchen Vorbesitzers 1-3 auch immer, bleiben. 

Normalerweise würde man einen Hund nun mit Antibiotika behandeln, was bei Kalle zu weiteren epileptischen Anfällen führen könnte. Kalle wird weiterhin einmal wöchentlich gebadet und da seine Haut schon viel besser aussieht, bleiben wir bei dieser Behandlung. 

Wir haben dann noch seine völlig verdreckten und teils auch entzündeten Ohren gereinigt und behandeln diese jetzt die nächsten 10 Tage. Kalle ist eine sehr tapferer und meistens auch liebenswerter kleiner Kerl, der sein Schicksal annimmt und das Leben täglich mehr genießt – ich bin sehr dankbar, ihm die schönen Seiten eines Hundelebens zeigen zu dürfen und habe mich auch daran gewöhnt, dass dieser immerhin etwas besser riechende Hund – noch immer kein Rosenduft – immer ganz eng angekuschelt neben mir liegt.